[24.11.2023]

Der 50. Preis „AAT - Ingénieur général Chanson“ wird an die ISL-Mitarbeiter Sébastien Changey, Emmanuel Pecheur, Ronan Adam und Nabil Jardak für ihre wegweisenden Arbeiten zu Magnetometer basierter Navigation von gelenkten Geschossen verliehen

Bei einer offiziellen Veranstaltung anlässlich des Forums Innovation Défense 2023 in Paris, hat Marc Damon, Vorsitzender des französischen Industrieverbunds für Verteidigung, Land- und Luftsicherheit (GICAT) den Mitarbeitern des Deutsch-Französischen Forschungsinstituts Saint-Louis (ISL) Sébastien Changey, Emmanuel Pecheur, Ronan Adam et Nabil Jardak, den 50. Preis „AAT - Ingénieur général Chanson“ verliehen. Der IGA Chanson-Preis zeichnet die wegweisenden Forschungsarbeiten der ISL-Mitarbeiter im Bereich der Magnetometer- und Trägheitsbasierten Navigation auf der Grundlage eines Flugdynamikmodells für gelenkte Munitionen aus.

Seit der Gründung des IGA Chanson-Preises 1972 wurde dieser bereits 4 mal an ISL-Mitarbeiter verliehen.

Bei der offiziellen Verleihung waren zahlreiche Persönlichkeiten aus den Streitkräften, dem akademischen Umfeld und der Industrie vertreten.

Die Zielgenauigkeit einer Munition: eine wichtige Priorität für die Streitkräfte

Bei der Entwicklung neuartiger Artilleriesysteme müssen die Wissenschaftler zwei Prioritäten im Auge behalten: Die Reichweitensteigerung einerseits, aber auch die Zielgenauigkeit der Munitionen. Die Steigerung der Zielgenauigkeit trägt zur besseren Effizienz einer Munition bei. Sie reduziert den Munitionsverbrauch bei gleichbleibender Wirkung im Ziel und senkt das Risiko von Kollateralschäden.

Mit gelenkten Munitionen lässt sich die Zielgenauigkeit optimieren. Dabei ist eines der wichtigsten technologischen Elemente das Navigationssystem. Dieses Navigationssystem muss in der Lage sein, Angaben über Position, Geschwindigkeit und Winkellage des Geschosses in Echtzeit zu liefern. Ein Navigationssystem basiert grundsätzlich auf Algorithmen, die Daten aus dem GNSS-Empfänger (Global Navigation Satellite System) und einem Trägheitsnavigations-Leitwerk kombinieren. Alle elektronischen Komponenten müssen in der Lage sein, der Beschleunigung bei Abschuss aus einer Kanone standzuhalten.

Derzeit ist auf dem europäischen Markt kein Trägheitsnavigations-Leitwerk, das diese Anforderung erfüllt, zu erschwinglichen Preisen verfügbar.

Das ISL entwickelt ein innovatives, auf Magnetometer basiertes Navigationssystem, das kostengünstige Sensoren - unabhängig, zielgenau und kostengünstig - nutzt

Dank der ISL-Forschung ist es gelungen, ein Navigationssystem zu konzipieren, das keine Gyrometer benötigt. Diese Sensoren sind beschleunigungsempfindlich oder auf dem europäischen Markt nicht erhältlich. Dank des dynamischen Flugmodells der Munition ist dieses Navigationssystem außerdem zielgenauer trotz kostengünstiger Sensoren. Dabei weist das Navigationssystem des ISL sogar mehr Fähigkeiten auf als eine herkömmliche inertiale Messeinheit: es liefert nicht nur Daten über die Winkelgeschwindigkeit und die Beschleunigung, sondern auch über die Winkellage, die Geschwindigkeit und die Position des Flugkörpers und zwar so genau, dass die Zielphasenlenkung der Munition mit Zielsuchkopf – auch ohne GNSS – möglich ist. Die Notwendigkeit, GNSS-unabhängige Navigationssysteme zu entwickeln, ergibt sich aus der Tatsache, dass GNSS sehr störanfällig ist.

Das Navigationssystem hat sich bei den im ISL durchgeführten Schussversuchen bewährt sowohl bei gerader als auch ballistischer Flugbahn. Die Fertigung der elektronischen Bauteile und deren Einbau in die Geschosse erfolgten intern im ISL. Dieses neue Navigationssystem ist geeignet für gelenkte Geschosse, Gefechtsköpfe zur Flugbahnkorrektur von herkömmlichen Munitionen und für Loitering Ammunition.

Dank der zukunftsweisenden Forschungsarbeit zum Thema magnetisch-inertialgesteuerte Navigation basierend auf Flugdynamikmodellen für gelenkte Geschosse konnten im ISL konkrete Ergebnisse erzielt werden, die heute eine industrielle Nutzung ermöglichen.

Sébastien Changey arbeitet seit 2002 an diesem Thema. Dank der Unterstützung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) und der französischen Verteidigungsagentur (AID) konnte er mit seinem Team und mit Unterstützung anderer wissenschaftlicher Bereiche des ISL stufenweise neue Erkenntnisse gewinnen und zu diesem Ergebnis kommen.

Ein Ausblick in die Zukunft: die wissenschaftlichen Arbeiten gehen weiter

Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage mit dem Krieg in der Ukraine erscheint es umso wichtiger, die Fähigkeiten der Artillerie in einem GNSS gestörten Umfeld zu entwickeln. Die Weiterentwicklung der GNSS-unabhängigen Navigation gehört zu den vorrangigen Forschungsthemen im ISL. Weitere Fortschritte sind bei kostengünstigen, GNSS-störungsresistenten Lösungen zu erwarten.

Solche innovative Lösungen lassen sich bei Artillerie-Geschossen aber auch bei Drohnen und Loitering Ammunition anwenden. Dies entspricht mehr denn je dem zukünftigen Bedarf der Streitkräfte und ist ein weiterer Schritt in Richtung strategische Unabhängigkeit der Europäischen Union.

Die AAT und der Preis AAT-Ingénieur Général Chanson

Der Verein „Association de l’Armement Terrestre“ (AAT) hat sich zum Ziel gesetzt, die Kontakte zwischen den verschiedenen Akteuren der Heeresrüstung zu fördern. Die französische Direktion für Ausrüstung DGA, die Streitkräfte, Industriepartner und die akademische Community haben so die Möglichkeit, das Thema der Bewaffnung für die Luftwaffe und das Heer gemeinsam voranzubringen.

Ingénieur Général Dr. rer. nat. Paul Chanson war Offizier der Pioniertruppe. Er galt als einer der Gründungsväter der atomaren Abschreckung in Frankreich. Seit 1972 wird in seinem Namen ein Preis verliehen, der wissenschaftliche und technische Arbeiten auszeichnet, die die Heeresrüstung vorangebracht haben.

 AAT ISL 50e Prix Chanson 24112023

Der 50. Preis „AAT - Ingénieur Général Chanson“ wird dem ISL-Team am 24. November 2023 beim Kongress FID 2023 überreicht.

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